“Where are the queer spaces?”
Heidelberg zeigt sich als Rainbow City weltoffen und tolerant. Eine Stadt, in der sich die lokale queere Szene in verschiedenen kreativen Formen und Formaten entwickelt hat.
Aber es fehlt etwas. Die lebendige Heidelberger queere Community braucht Räume des Austauschs. Orte, die von lokalen Akteur*innen frei kreativ gestaltet werden können und Möglichkeiten zur Vernetzung und zum gemeinsamen Handeln bieten. Daran mangelt es nach wie vor.
Deshalb haben wir ein offenes Bündnis gebildet aus verschiedenen Personen, die in queeren Gruppen und Initiativen in der Region aktiv sind, wie der Unheilbar, QuArtEer und OPEN DYKES.
Unser Ziel ist die Schaffung selbstverwalteter Räume für die lokale queere Community, dabei fordern wir die Stadt zur Unterstützung bei der Umsetzung auf.
Sichere Räume bieten einen essentiellen Schutz, der leider noch immer nötig ist, wie die Häufungen queerfeindlicher Vorfälle alleine in diesem Jahr deutlich zeigen.
Gerade auch für vulnerable Mitglieder der Community sind Orte der Zuflucht und des gemeinsamen Wachsens notwendig.
Jedoch nicht nur angesichts von Anfeindungen wird das Raumproblem deutlich - kaum eine der über fünfundzwanzig verschiedenen queeren Initiativen und Vereine in Heidelberg hat eine feste Räumlichkeit in der Stadt - für Veranstaltungen und Treffen müssen andere Örtlichkeiten angefragt oder gebucht werden. Hierfür fehlen oft finanzielle Ressourcen und die Planungssicherheit ist gering. Auch ist nicht jede Location für queere Veranstaltungen geeignet.
Dennoch ist es wichtig, frei von kommerziellen und wirtschaftlichen Zwängen kulturell und politisch handeln zu können.
Wir möchten die Wichtigkeit von Räumen der freien und sicheren Selbstentfaltung betonen. Diese können nicht rein monetären Interessen folgen, denn sie bringen über finanzielle Werte hinaus nachhaltige Veränderung auf persönlicher und kommunaler Ebene und sind ein wichtiges Fundament einer aktiven und lebendigen queeren Community.
TheBubble Take-Off ist ein offenes, politisches Bündnis queerer KünstlerInnen und VeranstalterInnen, das durch das Queere Netzwerk Heidelberg unterstützt wird.
Wir haben uns nach dem Ende des temporären queeren Orts “TheBubble” in Bergheim dieses Jahr zusammengeschlossen; Freiräume für queere Kunst, Kultur und Austausch in Heidelberg fehlen jedoch schon lange.
Wie wichtig solch ein Raum für die Stadt gerade heute ist, wird auch rückblickend auf die diesjährigen queerfeindlichen Attacken offensichtlich: Personen aus Heidelberg wurden aufgrund ihrer Identität beleidigt, bedroht und eingeschüchtert.
Initiativen wie das Queere Zentrum Mannheim oder das Queere Zentrum Barcelona zeigen jedoch, dass es möglich ist, solch einen sicheren Raum für Entfaltung zu schaffen, insbesondere für Gruppen, die durch ihre geschlechtliche und sexuelle Identität oft benachteiligt werden.
Deswegen möchten wir von Ihnen als Oberbürgermeisterin-Kandidatin erfahren, wie Sie sich für die Heidelberger queere Szene einsetzen möchten und wie Sie unseren Problemdruck wahrnehmen.
Dafür haben wir Fragen zusammengestellt, die sich mit den Themen Sicherheit, Bildung und Kultur beschäftigen. Wir bitten Sie, die Fragen mit einem kurzen Video zu beantworten. Falls dies für Sie nicht möglich ist, freuen wir uns auch über schriftliche Antworten.
Ihre Antworten möchten wir anschließend auf den Plattformen des Queeren Netzwerks Heidelberg, des Bubble Take-Off Projekts und der einzelnen Mitgliedsgruppen veröffentlichen.
Als Abgabe- und Rückmeldungsfrist sehen wir den Sonntag, den 26. Oktober bis 18 Uhr vor.
Leider haben nicht alle Kandidatinnen auf unsere Anfragen geantwortet - darunter gehören Eckart Würzner, Sofia Leser und Mathias Schmitz.
Fragen
Was macht Heidelberg für Sie zur Rainbow City?
Welche queeren Veranstaltungen haben Sie 2022 besucht oder wahrgenommen?
Welche Lösungsansätze können Sie sich vorstellen, um gegen zunehmende Queerfeindlichkeit in der Stadt präventiv und nachhaltig vorzugehen?
Mannheim hat seit 2020 ein Queeres Zentrum - gibt es Pläne oder Ideen für ein ähnliches Projekt für Heidelberg?
Wie kann die Stadt queere Initiativen und Jugendarbeit fördern? Kämen zum Beispiel institutionelle Förderungen in Frage?
Wie können Gruppen der queeren Kunst- und Kulturszene Heidelbergs bei der Suche nach Räumlichkeiten konkret unterstützt werden?
Theresia Bauer
[Video]
Was macht Heidelberg für Sie zur Rainbow City?
Ich finde es sehr wichtig und unterstützenswert, dass Heidelberg Teil des Rainbow-City-Netzwerkes ist. Doch damit geht auch eine ernstzunehmende Verantwortung queeren Menschen in Heidelberg gegenüber einher. Rainbow City zu sein bedeutet zum einen, mehr Sichtbarkeit zu schaffen, etwa mit Regenbogenflaggen, die gehisst werden (hier würde ich mich freuen, wenn in Zukunft die neue Progressive Pride Flag gehisst wird, die sowohl Queere BiPoc, trans und inter Menschen stärker repräsentiert), Unterstützung von queeren Veranstaltungen, Kollektiven, dem Gleichstellungsreferat und dem Runden Tisch für Sexuelle und Geschlechtliche Vielfalt etc. oder auch durch mehr Regenbogenbänke im öffentlichen Raum. Aber zur Rainbow City gehört noch viel mehr dazu! Der Schutz Queerer Menschen, die ernsthafte Beteiligung, für die Öffnung von Räumen Für Queere Menschen einzustehen wird Chefinnensache sein.
Welche queeren Veranstaltungen haben Sie 2022 besucht oder wahrgenommen?
Leider konnte ich aus privaten Gründen nicht am CSD Rhein-Neckar teilnehmen, bei welchem es mir sonst wichtig ist, dort zu sein und diesen bunten Protest zu unterstützen. Auch konnte ich wegen einer Amtsreise im Mai diesen Jahres leider nicht an der Eröffung des Queer Festivals in Heidelberg teilnehmen, an dem ich sonst immer gerne war. Es ist immer sehr spannend und schön zu sehen, wie sich dort alle Menschen sicher begegnen und ihre Pride nach außen tragen können. Ich werde dieses Jahr im November noch zum Poetry Slam WORD UP! FLINTA Sepcial im Karlstorbahnhof gehen.
Welche Lösungsansätze können Sie sich vorstellen, um gegen zunehmende Queerfeindlichkeit in der Stadt präventiv und nachhaltig vorzugehen?
Mir ist an erster Stelle wichtig, dass Queerfeindlichkeit offen angesprochen und zurückgewiesen wird - auch von einer/ einem Oberbürgermeisterin/ Oberbürgermeister selbst. Es muss klar sein, dass in Heidelberg kein Platz für Queerfeindlichkeit ist. Und um gegen Queerfeindlichkeit vorzugehen, braucht es klare Sanktionen und Konsequenzen für Menschen, die queerfeindliche Straftaten begehen. Queere Menschen müssen ernst genommen werden, wenn Sie von queerfeindlichen Angriffen berichten. Auch vom Verwaltungs- und Polizeiapparat, dafür braucht es auch mehr Schulungen zu queersensiblen bürokratischen Prozessen im Rahmen der Verwaltung. Sie brauchen Schutzräume und Konzepte für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum in Kombination mit dem Frauentaxi. Dafür sollte man auch evaluieren, in welchem Kontext Menschen in Heidelberg vermehrt Queerfeindlichkeit erfahren (im Nachtleben, im Arbeitsalltag, im ÖPNV etc.) - dann kann man zielgerichtet dagegen vorgehen. Zur Präventionsarbeit gehört auch, dass systematisch über das Thema aufgeklärt wird und Ansprechpersonen da sind. Queerfeindlichkeit ist ein komplexes Problem, welches sich ganz unterschiedlich zeigt - deshalb müssen auch die Lösungen dafür vielfältig und angepasst sein.
Mannheim hat seit 2020 ein Queeres Zentrum - gibt es Pläne oder Ideen für ein ähnliches Projekt für Heidelberg?
Ich würde gerne ein Queeres Zentrum ermöglichen, wie auch in meinen 30 Ideen für 2030 präsentiert: https://theresia-bauer.de/idee-17/ Ich bin sicher, dass der Bedarf für Räumlichkeiten ähnlich eines QZs in Heidelberg besteht. Das bekomme ich auch von queeren Initiativen so zurückgespiegelt. Ich würde im Zuge dessen aber auch gerne eine Bestandsaufnahme der Bedürfnisse queerer Menschen in Heidelberg machen, z.B. über den Runden Tisch für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt.
Wie kann die Stadt queere Initiativen und Jugendarbeit fördern? Kämen zum Beispiel institutionelle Förderungen in Frage?
Diese Förderung geschieht durch das Herstellen von Sichtbarkeit, Ansprechpersonen und Beratung, aber auch durch Förderung queerer zivilgesellschaftlicher Initiativen, wie z.B. Ausstellungsprojekte. Schutzräume und Begegnungsorte, wie ein queeres Zentrum, sollten sowohl speziell für Jugendliche als auch für ältere queere Menschen angeboten werden. • Wie können Gruppen der queeren Kunst- und Kulturszene Heidelbergs bei der Suche nach Räumlichkeiten konkret unterstützt werden? Zum einen über ein Queeres Zentrum, das schon erwähnt wurde. Aber auch darüber hinaus braucht es niedrigschwellige Zugänge zu Räumlichkeiten, Zwischennutzungs-Optionen, Shared Space-Nutzung oder spezifische Queer-Safe-Space-Events. Ich möchte die queere Kunst- und Kulturszene gerne dabei unterstützen. Im Rahmen einer städtischen No-Discrimination-Policy können Queer-Safe-Spaces digital, z.B. auf einer Website gesammel sichtbar gemacht werden. Dazu gehören dann Orte, wo queere Menschen Angebote finden und wo sie sich selbst organisieren können. Denn letztendlich profitieren alle von einer lebendigen queeren Kunst- und Kulturszene.
Björn Leuzinger
Was macht Heidelberg für Sie zur Rainbow City?
Die Urkunde vom Rainbow Cities Network.
Welche queeren Veranstaltungen haben Sie 2022 besucht oder wahrgenommen?
Der Runde Tisch sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, das Queerfestival und Partys von Unheilbar sollen hier mal stellvertretend aber nicht abschließend genannt sein.
Welche Lösungsansätze können Sie sich vorstellen, um gegen zunehmende Queerfeindlichkeit in der Stadt präventiv und nachhaltig vorzugehen?
Die PARTEI fordert seit langem ein Freiweilliges Homosexuelles Jahr (FSJ) für alle Hetero-Männer. Ich denke damit können wir schon viel erreichen.
Mannheim hat seit 2020 ein Queeres Zentrum gibt es Pläne oder Ideen für ein ähnliches Projekt für Heidelberg?
Pläne gibt es sicherlich, allerdings (bisher) nicht von Seiten der Stadt.
Wie kann die Stadt queere Initiativen und Jugendarbeit fördern? Kämen zum Beispiel
institutionelle Förderungen in Frage?
Ja, die gibt es ja bereits für einige.
Wie können Gruppen der queeren Kunst und Kulturszene Heidelbergs bei der Suche nach Räumlichkeiten konkret unterstützt werden?
Genauso wie alle anderen Gruppen der Kunst- und Kulturszene.
Sören Michelsburg (SPD)
[Video]
Angeliki Papagiannaki-Sönmez
● Was macht Heidelberg für Sie zur Rainbow City?
Heidelberg ist eine der jüngsten Städte Deutschlands. Sie ist somit besonders wandlungsfähig und strebt nach einer modernen, vielfältigen und vorurteilsfreien Gesellschaft. Die Diversität, ein offenes und vielfältiges Miteinander wird von der queeren Community und einer großen Mehrheit der Gesellschaft seit Jahren gefördert und gefordert. Davon zeugen unter anderem das seit 2009 stattfindende Queer Festival Heidelberg, die seit 2015 jährlich organisierte TransAktionswoche Rhein-Neckar sowie der seit 2016 bestehende Runde Tisch sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Wir haben seit dem letzten Jahr mit Evein Obulor eine starke Beauftragte für Antidiskriminierung mit Schwerpunkt Rassismus in Heidelberg, die sich mit ihrer Stimme und ihrem Engagement über die Stadtgrenzen hinaus für intersektionale Gerechtigkeit einsetzt. Eine große Anzahl an queeren Initiativen und Institutionen, die durch das Queere Netzwerkt miteinander verbunden sind, erstellen über das Jahr verteilt ein vielfältiges Programm an Workshops, Diskussionsrunden und kulturellen Angeboten, um die Awareness der Stadtgesellschaft weiter voranzubringen. Allerdings werden LSBTTIQ+ Menschen immer noch regelmäßig Opfer von struktureller Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und feindseligen Aktionen. Ein großer Teil der Stadtgesellschaft macht sich, unter anderem durch Demonstrationen und Kundgebungen, dafür stark, auf diese Missstände hinzuweisen und für den Abbau dieser einzustehen. Das alles und noch viel mehr macht Heidelberg für mich zur Rainbowcity - mit viel Potenzial nach oben.
● Welche queeren Veranstaltungen haben SIe 2022 besucht und wahrgenommen?
Im August fand an meinem Arbeitsplatz, der Philipp-Holzmann-Schule in Frankfurt am Main, ein Tag rund um die Themen Vielfalt und Diversität statt. Dafür wurden externe Expert:innen eingeladen, die mit den Schüler:innen und dem Kollegium verschiedene Projekte durchführten. Zuletzt nahm ich an der dritten Heidelberger Kulturdemo teil. In diesem Jahr ist mir besonders die Dorfpride in Ladenburg in Erinnerung geblieben - über 2000 Demonstrant:innen in einem Dorf mit gerade einmal 11.500 Einwohner:innen, das waren wirklich wunderbare Bilder. Insgesamt muss ich aber ehrlicherweise sagen, dass meine Teilnahme an queeren Veranstaltungen definitiv ausbaufähig ist.
● Welche Lösungsansätze können Sie sich vorstellen, um gegen zunehmende Queerfeindlichkeit in der Stadt präventiv und nachhaltig vorzugehen?
Queerfeindlichkeit ist ein Resultat von Nichtwissen, Vorurteilen und starren Weltbildern. Wer Queerfeindlichkeit erfährt, muss sich jederzeit dazu ermutigt fühlen, dies unbedingt zur Anzeige zu bringen und/oder sich an Beratungsstellen zu wenden. Ich möchte mich beharrlich dafür einsetzen, dass besonders Personal des öffentlichen Dienstes Schulungen und Workshops zum Thema Queer-Sensibilität und Queerfeindlichkeit erhält, um Betroffene besser unterstützen zu können. In jedem Stadtteil Heidelberg muss eine Beratungsstelle für Opfer von Diskriminierung und Hassgewalt eingerichtet werden. Das Erleben eines friedvollen, vorurteilsfreien Miteinanders muss von Geburt an gefördert werden. Deshalb muss Kindergärten und Schulen mehr Literatur zur Verfügung gestellt werden, die die Vielfalt von Menschen darstellt. Es gibt eine Vielzahl an Büchern und anderen Medien, die queere Themen liebevoll und kindgerecht darstellen. Außerdem finde ich es sinnvoll, dass Workshops zum Thema Queer-Sensibilität und Queerfeindlichkeit mindestens an einem Tag im Jahr an Heidelberger Schulen und Jugendtreffs für und mit allen durchgeführt werden. Bedauerlicherweise gibt es Menschen, die ihre Queerfeindlichkeit mit Religion begründen. Daher ist es in meinen Augen auch unglaublich wichtig, mit den ansässigen Glaubensgemeinden ins Gespräch zu kommen und aufklärende Workshops und Vorträge anzubieten. Da wir leider nach wie vor Ausgrenzung und feindselige Aktionen gegenüber queeren Menschen nicht verhindern können, braucht es im gesamten Stadtgebiet verteilt sichere und selbstverständliche Rückzugsorte, in denen sie sich in für sie schwierigen Momenten wohlfühlen und entfalten können. Bei dieser Frage möchte ich gerne einen inklusiven Beteiligungsprozess anstoßen, um mit der queeren Community ins Gespräch zu kommen und mit der gesammelten Expertise optimale Lösungen zu definieren und anschließend auch umzusetzen. Mannheim hat seit 2020 ein Queeres Zentrum - gibt es Pläne oder Ideen für ein ähnliches Projekt für Heidelberg? Jede:r hat das Recht auf einen Rückzugsort. In Heidelberg besteht dafür noch viel Luft nach oben. Ich möchte dafür kämpfen, dass für queere Menschen in Heidelberg Wohlfühlorte geschaffen werden, in denen sie ihre Persönlichkeit frei entfalten können und die somit zur Steigerung ihrer Lebensqualität in der Stadt beitragen. Deswegen setze ich mich ganz klar für die Errichtung eines Queeren Zentrums in Heidelberg ein. Dafür müssen in einem ersten Schritt gemeinsam mit dem Queeren Netzwerk Heidelberg und allen weiteren Initiativen Rahmenbedingungen für ein solches Zentrum geschaffen werden. Für diesen Zweck bietet sich meiner Meinung nach die Nutzung eines vergrößerten und regelmäßiger stattfindenden “Runden Tisches sexuelle und geschlechtliche Vielfalt” an.
● Wie kann die Stadt queere Initiativen und Jugendarbeit fördern? Kämen zum Beispiel institutionelle Förderungen in Frage?
Queere Initiativen und Jugendarbeit haben, wie zum Beispiel auch das Ehrenamt, das Problem, sich über ihre Zielgruppe hinaus zu positionieren. Das möchte ich niederschwellig, zum Beispiel durch regelmäßige Berichte über queere Initiativen im Stadtblatt ändern. Wir müssen Marketing-Schulungen, Coachings und auch institutionelle Förderungen anbieten, um queere Initiativen und Jugendarbeit zu begleiten und zu stärken - sowohl nach innen als auch nach außen. Gerade die Jugendarbeit benötigt große Unterstützung, um ein Angebot wie den Queer Youth Treff im besten Fall zeit- und stadtteildeckend zu etablieren. Ich möchte außerdem eine Ehrenamtszentrale einrichten. Sie soll dazu genutzt werden, um (An)Forderungen zu sammeln und bei einer gezielten Suche nach passenden Förderprogrammen unterstützen.
● Wie können Gruppen der queeren Kunst- und Kulturszene Heidelbergs bei der Suche nach Räumlichkeiten konkret unterstützt werden?
Ich möchte in Heidelberg gezielt eine Kulturpolitik etablieren, die ihren Blick sozialgerecht auf die Vielen richtet. Gemeinsam mit allen Kunst- und Kulturschaffenden, Kulturvereinen sowie Kulturinstitutionen möchte ich mich für zielgerichtete Finanzierung und passfähige Förderprogramme mit zugänglichen Förderrichtlinien einsetzen. Auch in Bezug auf die fehlenden Räumlichkeiten möchte ich mich mit den Betroffenen an einen Tisch setzen, um eine für alle akzeptable Übergangslösung bis zur Eröffnung des queeren Zentrums, das meiner Meinung nach dafür prädestiniert ist, Räume für die queere Kunst- und Kulturszene bereitzustellen, zu erreichen. Ich stelle mir dabei unter anderem konkret einen Austausch mit den Heidelberger Stadtteilzentren und anderen Vereinen aus dem Bereich Kunst, Kultur und Ehrenamt sowie die Nutzung bzw. Umnutzung von Leerräumen vor.
Bernd Zieger
Was macht Heidelberg für Sie zur Rainbow City?
Als Fraktion DIE LINKE haben wir zusammen mit Bündnis90/Die Grünen am 30.04.2019 den Antrag auf Aufnahme in das Städtenetzwerk Rainbow Cities gestellt ( 0038/2019/AN). Das war für uns ein logischer und überfälliger Schritt, denn Heidelberg ist vielfältig. Hier leben viele Menschen mit unterschiedlicher sexueller und geschlechtlicher Orientierung. Rainbow City bedeutet für mich eine Stadt für alle, in der es keine Rolle spielt, wen du liebst und niemand reduziert wird. Eine Stadt, in der queere Personen niemals um ihre Sicherheit fürchten müssen. Eine Stadt so bunt wie ihre Menschen. Der Titel muss zwingend auch beinhalten, dass queere Kultur sichtbar ist und darin durch die Stadt finanziell und wenn nötig organisatorisch unterstützt wird.
Welche queeren Veranstaltungen haben Sie 2022 besucht oder wahrgenommen?
Meine Fraktion war natürlich bei der Eröffnung des Queer-Festivals im Karlstor mit dabei. Ein tolles Festival mit vielen spannenden Angeboten, für dessen Finanzierung ich mich auch zusammen mit meiner Fraktion in den letzten Haushaltsberatungen explizit stark gemacht habe.
Welche Lösungsansätze können Sie sich vorstellen, um gegen zunehmende Queerfeindlichkeit in der Stadt präventiv und nachhaltig vorzugehen?
Wichtig ist, dass jede Beleidigung, jeder Übergriff und allgemein jede Straftat aufgrund der sexuellen oder geschlechtlichen Identität auch als solche in der Polizeistatistik erfasst wird. Queere Menschen dürfen keine Angst davor haben müssen, zur Polizei zu gehen. Das ist leider nicht immer gegeben. Dafür muss sich auch zwingend die Polizei Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung unterziehen, und auf die Erfahrungen von queeren Personen hören. Das ist leider nicht immer gegeben. Und ganz grundsätzlich ist es eine gesellschaftliche Aufgabe von uns allen, dass wir jeder Form von Homophobie, Transphobie und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit die rote Karte zeigen! Gemeinsam gegen Hass und Ausgrenzung ist meine Devise. Umso mehr muss deshalb Heidelberg als Rainbow City sichtbar sein.
Mannheim hat seit 2020 ein Queeres Zentrum - gibt es Pläne oder Ideen für ein ähnliches Projekt für Heidelberg?
Ich fände ein queeres Zentrum für Heidelberg ist eine gute Idee und würde mich an der Diskussion gerne beteiligen. Es gibt leider viel zu wenig institutionalisierte Räume, die als sichere Räume für queere Personen fungieren können und von ihnen genutzt werden können.
Wie kann die Stadt queere Initiativen und Jugendarbeit fördern? Kämen zum Beispiel institutionelle Förderungen in Frage?
Ja, für mich und meine Fraktion schon. Es gibt ganz tolle Projekte in Heidelberg wie zum Beispiel Queer Youth, die es dringend auszubauen gilt. Das bedeutet für mich auch eine institutionelle Förderung, damit Projektträger entsprechend planen und die Beschäftigten auch gut und langfristig bezahlt werden können.
Wie können Gruppen der queeren Kunst- und Kulturszene Heidelbergs bei der Suche nach Räumlichkeiten konkret unterstützt werden?
Die Raumfrage ist ein Problem für alle Vereine und Initiativen. Ich denke, das öffentliche Angebot gilt es hier auszuweiten und in Kooperation beispielsweise mit dem Queeren Netzwerk Heidelberg zu schauen, wer hat konkret welche Bedarfe, wo kann und wo muss die Stadt liefern und wo kann man evtl. Raumangebote durch Zuschüsse zugänglich machen.